Monatsspruch April 2025
Der Weg der Enttäuschung
„Brannte nicht unser Herz in uns, da er mit uns redete?“ (Lukas 24,32)
Enttäuschung ist das Ende einer Täuschung. Ich hatte mir das alles ganz anders vorgestellt und nun ist meine ganze Hoffnung dahin, ich begrabe meine Hoffnung und senke meinen Blick. Ich bin gebeugt, geknickt, vielleicht sogar gebrochen. Ich stehe vor einem Scherbenhaufen, den Trümmern meiner Hoffnung. Meine Erwartungen sind zerbrochen. Nun bin ich stumm und ratlos, antriebslos und niedergeschlagen, fast gelähmt. Und ich möchte einfach weg, den Schmerz hinter mir lassen und mich in meinem Schneckenhaus verkriechen.
Der Weg nach Emmaus – das ist der Weg von zwei Männern, die von Gott enttäuscht sind. Sie hatten erwartet, dass Jesus der Befreier ist Freiheit, Freude und Frieden bringt – nun ist ihr Hoffnungsträger gestorben und das Grab, in dem er zu Ruhe gebettet wurde, plötzlich leer.
Der Weg nach Emmaus – das ist der Weg zurück in das alte Leben, in den alten Trott, in die alte Umgebung, wo alles bleibt wie es einmal war. Die Hoffnung auf eine Veränderung, auf eine Verwandlung lassen die beiden hinter sich.
Der Weg nach Emmaus – das ist der Weg der Fragen. Ist unser Glaube umsonst gewesen? Haben wir uns nur etwas eingebildet? Sind wir einem Trickbetrüger auf den Leim gegangen?
Die beiden Jünger glaubten an Jesus. Sie hatten alles drangegeben für ein Leben mit ihm und nun war er tot.
Einem christlichen Verlag wurde ein Buch angeboten mit dem Titel: »Von Gott enttäuscht« – der Titel wurde abgelehnt, damit lässt sich kein schneller Umsatz machen.
Von Gott enttäuscht entfernen sich die Jünger aus der Gemeinschaft und verlassen die Gemeinde. Sie entfernen sich von Gott und von den anderen Gläubigen.
Sie sind von Gott enttäuscht. Sie dachten, Jesus wird immer so weiter machen, erfolgreich Wunder tun, vollmächtig predigen und dann wird die Regierung stürzen und Jesus nimmt das Heft in die Hand. Sie erwarteten, dass Jesus ein Ende macht mit den Grenzen des Lebens – und Erlösung schenkt.
Plötzlich tritt Jesus an die Seite der Enttäuschten und geht mit ihnen ein Stück ihres Wegs. Er begegnet ihnen auf Augenhöhe, interessiert sich dafür: Worüber sprecht ihr? Was beschäftigt dich? Sie sind von diesen Fragen überrascht, dass er scheinbar den Scherbenhaufen nicht sehen kann und was alles zerbrochen ist. Jesus begegnet den Enttäuschten als Seelsorger und geht eine Wegstrecke mit. Er geht ihr Tempo. Er wartet auch den richtigen Zeitpunkt ab, um Hoffnung zu wecken. Jesus wartet bis die Zeit reif ist für den nächsten Schritt.
Jesus ist da – mitten in der Enttäuschung. Jesus ist auferstanden und lebt! Als er mit ihnen das Brot brecht, erkennen sie ihn. Als er plötzlich fort ist, fragen sie sich erstaunt und positiv überrascht: Brannte nicht unser Herz? Brannte nicht unser Herz in der Brust, als er unterwegs mit uns redete…?
Die Müdigkeit, die Trauer, die Verzagtheit schwindet. Die neue Hoffnung macht ihnen Beine. Sie laufen zurück. Alle müssen es erfahren: Jesus ist bei allen Suchenden. Jesus lebt! Nachzulesen in Lukas 24,15-35.
Gott segne Deinen Weg!
Michael Rohde
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