Die Seinen nahmen ihn nicht auf
Durch unsere Zoom-Konferenzen sehen wir einmal, wie es bei dem einen oder der anderen zuhause aussieht. Wenigstens einen kleinen Ausschnitt. Wir sitzen in unserer Wohnung vor dem Bildschirm. Jedes Zuhause ist anders. Der eine liebt weiße Wände, Raufaser, der andere mag sie bunt. Die Möbel sind anders. Eiche, Buche, Kiefer, Kirsche. Manche haben ihre Wohnung immer top sauber und aufgeräumt, Andere brauchen auch etwas Unordnung um sich herum.
Was für Bilder hängen in deiner Wohnung? Vielleicht von Menschen, mit denen du verbunden bist! Vielleicht liegt eine Wolldecke auf dem Sofa? Vielleicht hast du Kerzen angezündet? Wohnungen sind sehr verschieden. Was sie alle bringen sollen ist Geborgenheit, Wärme, ein Zuhause für die Menschen, die darin leben.
Es ist schön nach Hause zu kommen. Du warst in der Kälte oder hast irgendetwas besorgt. Du warst beim Arzt oder hast gearbeitet: Jetzt kommst du nach Hause. Vielleicht grüßt dich ein Nachbar. Hier kennt man dich. Er lächelt dir zu. Lacht. Winkt, Wünscht dir eine gute Weihnachtszeit. Der Schlüssel passt. Gleich bist du im Warmen. Vielleicht lebst du nicht alleine und es ist noch jemand da. Vielleicht hast du Glück und bekommst einen Kuss auf die Wange.
Jetzt bist du zuhause. Hier wohnst du und thronst du. Hier bist du der Herr oder die Herrin. Du kannst die Heizung höher stellen oder nicht. Du kannst deinen Mantel auf den Sessel werfen, an die Garderobe hängen, mit oder ohne Bügel. Du entscheidest. Du wohnst ja hier. Du kannst die Einkäufe gleich auspacken oder erst einmal die Post öffnen, die Schuhe ausziehen oder anlassen, dich an den Tisch setzen oder stehen bleiben. Du kannst die Maske ablegen. Hier bist du zuhause.
Es gibt einen Weihnachtsfilm, da klappt das alles nicht. Da erlebt einer, dass er nach Hause kommt, und der Nachbar will ihn nicht mehr kennen. Der Schlüssel passt nicht. Er kommt nicht rein. Er klingelt. Sein Diener oder Butler öffnet ihm, nur einen Spalt, lässt die Kette an der Tür und fragt ihn: „Wer sind sie? Was wollen sie hier? Wir kaufen nichts. Verschwinden sie. Ich rufe die Polizei!“
„Die Glücksritter“. Das ist der Titel des Filmes im Deutschen. Ein amerikanischer Spielfilm aus dem Jahr 1983 mit und Dan Aykroy und Eddie Murphy in den Hauptrollen. Zwei stinkreiche Brüder leiten das millionenschweres Unternehmen Duke&Duke. Dan Aykroyd spielt einen leitenden Manager. Hoch angesehen. Erfolgreich. Er verkehrt unter den besten Kreisen. Wohlhabend. Er ist der Mann, der einen Butler zuhause hat. Eddie Murphy spielt einen Bettler und kleinen Betrüger. Er hockt auf der Straße vor der Unternehmenszentrale.
Die sehr reichen Duke-Brüder schließen aus einer Laune heraus eine Wette ab über die Frage, ob das Verhalten des Menschen mehr von seiner Umwelt oder seinen Genen bestimmt wird. Dies wollen sie in einem Experiment klären. Sie beschließen, die Rollen ihres Top-Managers und des Bettlers vor der Tür zu tauschen. Den Top-Manager legen sie herein, schieben im Geld unter, lassen ihn überfallen, sodass er für einige Tage im Gefängnis landet. Diese Zeit nutzen die Duke-Brüder, die Konten ihres Managers zu sperren, Nachbarn, Freunde, Butler zu bestechen. Ich will nicht den ganzen Film erzählen. Auf diesen Moment kommt es mir an:
Dan Aykroyd, der Manager, kommt aus dem Knast, er ist dreckig, stinkt nach Alkohol, man hat ihm seine Brieftasche gestohlen, er hat nichts mehr, und jetzt kommt er nach Hause. Endlich. Dahin, wo man ihn kennt und wo er der Herr ist, wo er sich wieder umziehen kann, duschen, baden, wieder Mensch werden kann. – Und er kommt nicht hinein. In der Firma wird er verleugnet. Der Nachbar verleugnet ihn. Der Butler verleugnet ihn. Der Schlüssel passt nicht. Er kommt in sein Eigentum und die Seinen nehmen ihn nicht auf!
So ist es Jesus ergangen bei seinem ersten Advent, bei seiner Ankunft. Johannes schreibt das im ersten Kapitel seines Evangeliums: “Er (Jesus Christus) kam in sein Eigentum und die Seinen nahmen ihn nicht auf.” (1,11)
Nicht zu fassen. Nicht auszumalen, wie es ihm dabei ergangen ist. Er findet keine Herberge. Keiner will ihn haben. Die Seinen erkennen ich nicht. Lehnen ihn ab. Niemand macht ihm die Tür auf. Die Menschen rechneten nicht mir mit ihm. Er kam ihnen ungelegen. Obwohl sie ständig um das Kommen des Messias gebetet hatten, waren sie nicht bereit, als er kam, waren sie verschlossen für ihn.
Aber Jesus kommt nicht mit Gewalt. Er bricht nicht ein in unsere Häuser und in unsere Leben. Er klopft wohl an, aber er kommt nur herein, wenn man ihm die Tür öffnet. Freiwillig. Gerne. Mit weiten Toren. Weil man ihm vertraut. Jesus möchte in unseren Wohnungen zuhause sein. Er will der Herr sein in unseren Leben.
Ich möchte uns alle jetzt zu einer Zeit der Stille einladen. Eine Bitte habe ich für diese Stille. Ich bitte euch, in Gedanken durch eure Wohnungen zu gehen. Langsam. Ich bitte euch darum, dass ihr euch jeden Raum vorstellt, auch mit dem was darin ist. Geht still in Gedanken durch eure Wohnung, bleibt in Gedanken immer wieder stehen und sagt dann still zu Jesus: „Herzlich willkommen zuhause. Das gehört dir. Hier sollst du zuhause sein.“ Irgendwo stehen eure Fotoalben mit vielen Erinnerungen. Schöne Erinnerungen, vielleicht auch schwere Erinnerungen. Dann könnt ihr Jesus sagen: „Herzlich willkommen Zuhause. Das alles soll dir gehören.“
Irgendwo steht ein Fernseher, ein Computer, ein Schreibtisch, ein Ordner auf dem Gesundheit steht oder Vorsorge oder Versicherungen. Ich bitte jede und jeden von uns jetzt: Geht eine Minute in Gedanken still durch eure Wohnung, bleibt immer wieder einmal stehen, und dann begrüßt Jesus mit einem oder zwei Sätzen: „Herzlich willkommen Zuhause. Das gehört dir. Hier sollst du zuhause sein!“
Amen
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