Epheser 2, 11-22 Leben in Gottes WG

20.08.2023

Heute geht es um ein großes Thema der frühen Christen. Zwei Gruppen standen sich von ihren Prägungen und Gottes Geschichte mit ihnen gegenüber. Paulus geht es um die Einheit der Christen aus Judentum und Heidentum. Ich lese Epheser 2,11-22:

11Darum denkt daran, dass ihr, die ihr von Geburt einst Heiden wart und von denen, die äußerlich beschnitten sind, Unbeschnittene genannt wurdet. 12 Ihr wart ohne Christus, ausgeschlossen vom Bürgerrecht Israels und Fremde außerhalb des Bundes der Verheißung Gottes; daher hattet ihr keine Hoffnung und wart ohne Gott in der Welt.
13 Jetzt aber in Christus Jesus seid ihr, die ihr einst Ferne wart, Nahe geworden durch das Blut Christi. 14Denn er ist unser Friede, der aus beiden eins gemacht hat und den Zaun abgebrochen hat, der zwischen euch war, die Feindschaft. Durch das Opfer seines Leibes 15hat er das Gesetz mit seinen Geboten und Satzungen abgetan, damit er in sich selbst aus zweien einen neuen Menschen schaffe und Frieden mache 16und die beiden in einem Leib mit Gott versöhne durch das Kreuz, indem er durch sich selbst die Feindschaft tötete. 17 Er ist gekommen und hat im Evangelium Frieden verkündigt euch, die ihr fern wart, und denen, die nahe waren.
18 Denn durch ihn haben wir alle beide in einem Geist den Zugang zum Vater. 19 So seid ihr nun nicht mehr Gäste und Fremdlinge, sondern Mitbürger der Heiligen und Gottes Hausgenossen, 20 erbaut auf den Grund der Apostel und Propheten, da Jesus Christus der Eckstein ist, 21auf welchem der ganze Bau ineinander gefügt wächst zu einem heiligen Tempel in dem Herrn. 22Durch ihn werdet auch ihr mit erbaut zu einer Wohnung Gottes im Geist.

In der Gemeinde von Jesus werden alle menschlichen Unterschiede aufgehoben. Da steht nicht einer über einem anderen. Da wird niemand an die Seite gestellt, wegen seiner Herkunft oder weil er gesellschaftlich am Rande steht.   Alles, was uns trennt, ist aufgehoben, wenn wir mit Christus verbunden sind.

Paulus hatte den Gemeinden in Galatien geschrieben: „Hier ist nicht Jude noch Grieche, hier ist nicht Sklave noch Freier, hier ist nicht Mann noch Frau; denn ihr seid allesamt einer in Christus Jesus.“ (Gal 3, 28) Darum geht es auch Epheserbrief. Zu den Gemeinden gehörten Heiden, Nichtjuden, die an Jesus glaubten, und Juden, die in Jesus ihren Messias erkannt haben.

Die Juden waren das Volk Gottes. Sie hatte Gott erwählt. Ihnen gehörten alle Verheißungen. Was ist jetzt mit denen, die aus anderen Völkern Jesus als ihren Herrn angenommen haben? Müssen sie Juden werden, um zum Volk Gottes gehören? Müssen sie das jüdische Gesetz halten? Müssen die Männer sich beschneiden lassen?  Am 8. Tag nach der Geburt, als Säuglinge, wurden alle männlichen Juden beschnitten. Die Bescheidung war das Zeichen, dass sie zum Bund Gottes gehörten. Nichtjuden wurden Heiden genannt oder Griechen oder die Unbeschnittenen. Müssen die Männer der Heidenchristen nicht wenigstens dieses Bundeszeichen bekommen?

Besonders an die Heidenchristen richtet sich Paulus im Epheserbrief und er schreibt:
Denkt daran, dass ihr, die ihr von Geburt einst Heiden wart und Unbeschnittene genannt wurdet von denen, die äußerlich beschnitten sind, 12daß ihr zu jener Zeit ohne Christus wart, ausgeschlossen vom Bürgerrecht Israels und Fremde außerhalb des Bundes der Verheißung; daher hattet ihr keine Hoffnung und wart ohne Gott in der Welt. (V11-12)

Wir haben andere Zeiten heute. Wir haben, wenn wir welche haben, andere Konflikte. Aber diese Zeilen können wir auch für uns lesen: Wir sind keine Israeliten. Wir gehören nicht zu dem von Gott von alters her erwähltem Volk. Wir erzählen uns die Geschichten von Abraham, Isaak, Jakob, Josef. Aber es sind nicht unsere Geschichten. Es sind die Geschichten Israels. Wir lesen die Geschichten von David, aber er war der König Israels, nicht unser König. Wir lesen ihre Propheten und singen und beten ihre Psalmen. Ihre Propheten haben aber nicht zu uns gesprochen.

Vergesst nicht, dass ihr von Geburt an mit dem allen nichts zu tun hattet! Das sind Berichte und Texte und Gebete eines anderen Volkes, des Volkes Gottes. Vergesst nicht: Ihr habt nichts mit Gottes Verheißungen zu tun gehabt. Ihr wart Fremde. Außen vor. Ausgeschlossen von Gottes Verheißungen.

Bis Jesus Christus euch gerufen hat! Bis ihr Jesus begegnet seid! Bis zu dem Tag, an dem ihr zum Glauben an ihn gekommen seid und euch an Jesus angehängt habt. Da habt ihr auch den Vater im Himmel gefunden. Ab dem Moment gehörtet ihr zum Volk Gottes. Und zwar ganz. Ohne Unterschied. Nicht in zwei Klassen. Der Gott, der nun unser Vater ist, hat sich im Volk Israel gezeigt. Jetzt sind die alten Geschichten und Texte, Abraham, David, Daniel, auch unsere Texte. Weil wir unseren Vater dabei kennenlernen.  Weil er durch diese Texte nun auch zu uns spricht.

Mit Christus haben wir Anteil an allen Verheißungen Gottes, schreibt Paulus auch den Korinthern. (vgl. 2. Kor 1,20) Hier formuliert er: „Ihr wurdet von denen, die äußerlich beschnitten waren, die Unbeschnittenen genannt.“ Darin liegt auch Kritik. Eine Unterscheidung innerhalb des Judentums. Nicht alle Juden, meint Paulus, sind Kinder der Verheißung.

In seinem Brief an die Römer führt er aus, dass die äußere Beschneidung allein keinen Wert hat. Es käme auf die Beschneidung des Herzens an: „Denn nicht der ist ein Jude, der es äußerlich ist; auch ist nicht das die Beschneidung, die äußerlich am Fleisch geschieht; sondern der ist ein Jude, der es innerlich ist; seine Beschneidung geschieht am Herzen, im Geist, nicht dem Buchstaben nach.“ (Röm 2, 28-29)

Immer schon, argumentiert der Jude Paulus, immer schon gab es im Judentum Menschen, die von Herzen Gott gehörten, und andere, die nur äußerlich zu Gott gehörten. Paulus schiebt das Äußere in die zweite Reihe. Das Äußere ist nicht entscheidend. Und sich beschneiden lassen, weil es Tradition ist, das ist rein äußerlich. Es kommt auf die innere Haltung an. Dass am Herzen etwas passiert ist.

Wir könnten es ähnlich sagen: Es kommt nicht darauf an, ob du äußerlich getauft bist, dein Herz muss getauft sein, du musst mit dem Herzen zu Christus gehören. Wer mit dem Herzen zu Christus gehört, der ist eins mit allen anderen, die mit ihrem Herzen Christus gehören.

Es gibt viele Unterschiede zwischen Christen: Traditionen, Prägungen, Meinungen, Überzeugungen, gesellschaftliche Unterschiede, Geschmäcker was Kleidung oder Musik betrifft. Christen sind nicht eins in allem, wie sie denken oder leben. Unter Christen aber spielt es keine Rolle, ob du Mann oder Frau bist, Slave oder Freier,  promoviert oder ohne Ausbildung, ob du Vegetarier bist oder Fleisch ist, ob du nach Wacken fährst oder Wagner hörst.

Wer über Christus den Vater gefunden hat, der hat Geschwister gefunden und der gehört ganz dazu, mit allen auf Augenhöhe. Sie bilden einen Leib, sie haben einen Herrn, sie leben mit einer Hoffnung, es wirkt der eine Geist in ihnen. (Vgl. Eph 4, 4-6)

Christen „machen“ ihre Einheit nicht, sie finden sie vor. Und  sie sollen ihre Einheit bewahren und mit Leben füllen. Im 4. Kapitel schreibt Paulus den Ephesern: „Ich ermahne euch, dass ihr eurer Berufung durch Christus würdig lebt, indem ihr euch in Liebe ertragt und die Einigkeit im Geist bewahrt.“ (4, 1-3 gekürzt) Die Einheit der Christen ist in Christus begründet. Wir brauchen, können und sollen sie nicht machen. Der Grund für unsere Einheit liegt außerhalb von uns. Und wir leben unserer Berufung durch Christus würdig, wenn wir diese Einheit bewahren.

Ich lese weiter ab Vers 13:

13Jetzt aber in Christus Jesus seid ihr, die ihr einst Ferne wart, Nahe geworden durch das Blut Christi. 14Denn er ist unser Friede, der aus beiden eines gemacht hat und den Zaun abgebrochen hat, der dazwischen war, nämlich die Feindschaft. Durch das Opfer seines Leibes 15hat er abgetan das Gesetz mit seinen Geboten und Satzungen, damit er in sich selber aus den zweien einen neuen Menschen schaffe und Frieden mache.

Christus ist unser Friede. Er hat aus beiden eins gemacht. Juden- und Heidenchristen: Ein Leib. Sein Leib. Er hat den Zaun angebrochen, der zwischen ihnen war. Er hat das Gesetz abgetan mit seinen Geboten und Weisungen, um sich aus zweien einen einzigen neuen Menschen zu machen und Frieden zu schaffen.

Das Gesetz der Juden wird als der Zaun bezeichnet, der sie getrennt hat. Das Gesetz, das sind die 5 Bücher Mose. Im Sprachgebrauch damals darüber hinaus noch viele später zunächst mündlich weitergegebene Gebote und Satzungen. Kleidervorschriften, Speisevorschriften, bestimmte Festtage und wie man sie feiern muss, Reinheitsvorschriften.

Und natürlich der Sabbat! Eins der zehn Gebote! Viele Regeln kamen dazu, wie man den Sabbat richtig heiligt, den Samstag, was man alles nicht tun darf. Der Sabbat war ein herausragendes Unterscheidungsmerkmal zwischen Juden und Heiden. Im neuen Testament wird das Sabbatgebot in dieser Weise nicht wiederholt. Jesus hat den Sabbat gebrochen, da wo es darum ging, einem Menschen zu helfen. „Der Sabbath ist für den Menschen da, nicht die Menschen für den Sabbath.“ (Mark 2,27) Es geht um den Menschen, es geht auch bei den Geboten um den Menschen.

Das Gesetz hat den Kontakt zu Heiden in vielen Lebensbereichen ausgeschlossen. Juden machten sich unrein, wenn sie mit Heiden am Tisch saßen. Das gehörte sich nicht nur, sondern sie wurden religiös unrein. Das hat ihre Beziehung zu Gott belastet. Wer sich mit unreinen Menschen abgibt, die in Sünde leben, die nicht Gott gehören, der macht sich schuldig, dachten die Juden. Und sie hatten Gottes Gesetz auf ihrer Seite.

Die Schriftgelehrten, die Gesetzestreuen, haben Jesus kritisiert. Er sitzt mit Sündern am Tisch! Er redet öffentlich mit einer Samariterin“ Er lässt eine Ehebrecherin an sich heran. Er lässt sich von einem Zöllner in dessen Haus einladen. Jesus lässt sich von einer stadtbekannten Sünderin die Füße waschen. Er heilt auch Heiden.

Jesus anerkennt den Zaun des Gesetzes nicht! Jesus hat keine Berührungsängste. Um dieser Menschen willen ist er doch gekommen. Nach dem Gesetz macht ihn das unrein. Er hat den Zaun abgebrochen. „Die Gebote sind für die Menschen da, nicht die Menschen für die Gebote.“

Jesus will einen neuen Menschen, das ist wichtig. Wer in Jesus Christus ist, wird eine neue Schöpfung. (2. Kor 5,17) Der Heilige Geist schafft diesen neuen Menschen. Ein Mensch nach dem Herzen Jesu Christi. Gott will ein neues heiliges Volk. Gott will sich spiegeln, will sich zeigen in diesem neuen Volk, diesem einen Leib. Aber das Gesetz ist nicht mehr der Weg. Gott setzt auf die Liebe und seinen Geist. Durch ihn lebt er in denen, die Christus gehören.

„Christus hat uns befähigt, Diener des neuen Bundes zu sein, nicht des Buchstabens, sondern des Geistes. Denn der Buchstabe tötet, der Geist aber macht lebendig.“ schreibt Paulus den Korinthern. (2. Kor 3,6) „Durch Christus haben wir alle beide (Juden- und Heidenchristen) in einem Geist den Zugang zum Vater.“ (V18)

Ich lese weiter ab Vers 19:

So seid ihr nun nicht mehr Gäste und Fremdlinge, sondern Mitbürger der Heiligen und Gottes Hausgenossen, erbaut auf den Grund der Apostel und Propheten, da Jesus Christus der Eckstein ist, auf welchem der ganze Bau ineinander gefügt wächst zu einem heiligen Tempel in dem Herrn. Durch ihn werdet auch ihr mit erbaut zu einer Wohnung Gottes im Geist.

Du bist kein Gast im Haus Gottes. Du musst nicht wieder gehen. Du bist kein Fremder, der hier nicht wirklich hingehört. Du bist ein Mitbürger der Heiligen. Du bist hier gemeldet. Du gehörst hier hin. Du bist hier zuhause. Du bist Gottes Mitbewohnerin und Mitbewohner in seinem Haus. Du lebst in einer göttlichen Wohngemeinschaft. In Gottes WG.

Das Haus Gottes, das Paulus jetzt zeichnet, hat ein Fundament und einen Eckstein. Das Fundament sind die Apostel und Propheten. Sie haben den Grund gelegt. Darauf bauen wir auf. Christus ist der Eckstein. Ein Eckstein ist ein großer quadratisch behauener Stein. Er stabilisiert die Hausecke, auf ihm ruhen die anderen Steine. Mit der Ecke stabilisiert er die Mauern, mit ihnen das ganze Haus. „Auf ihm zusammengefügt wächst der ganze Bau. Er wächst zu einem Tempel Gottes. Durch Christus werdet auch ihr erbaut zu einer Wohnung Gottes durch den Heiligen Geist.“ – „Der Stein, den die Bauleute verwarfen, ist zum Eckstein geworden.“ heißt es ganz prophetisch in Psalm 118 (V 21-25).

Was hat dieser alte Text mit uns zu tun?

Wir gehören nicht von Geburt an zu Gott. Erst und allein durch Christus ziehen wir in Gottes Haus ein. Christus ist der Herr in diesem Haus. Ihm hat Gott alles übergeben. Christus entscheidet, wer dazu gehört. Und wer dazu gehört, gehört ganz dazu. In Gottes Haus gibt es nicht mehrere Zimmer, Parteiungen, keine Menschen, die sich für Christen erster Klasse halten und auf Distanz zu anderen gehen. Sie sind eins, weil sie eine Berufung haben, an den einen Christus glauben, ein Vater, eine Hoffnung, ein Leib. Nicht dass wir alle in allem das Gleiche erkennen, sondern Christus macht uns ein. Nicht unser Körper, Bauch udn Beine, sondern unser Herz soll getauft sein. Wer nur irgendwelche äußeren Konventionen und Traditionen erfüllt, ist noch nicht mit dem Herzen dabei.

  1. Denkt daran, was ihr gewesen seid: Menschen ohne Gott, ohne Hoffnung in dieser Welt.
  2. Denkt daran, was ihr geworden seid: Gottes Mitbewohner mit ewigem Bürgerrecht im Reich Gottes!
  3. Denkt daran wozu wir geworden sind, was wir sind. Zu einem neuen Menschen in Christus. Ein neues Volk. Gemeinsam ein Tempel des lebendigen Gottes.

Amen

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