Gott verspricht einen neuen Bund
Das war vielleicht eine Bescherung.
Die schönsten Geschenke hatte er für seine Braut gekauft. Teure Geschenke. Das Erste packt sie schon aus. Ein Parfüm. Chanel Nr.5. „Aber Peter“ sagt sie. „Das ist doch deine Marke!“ sagt er. „Du weißt doch, dass ich es nicht mehr mag. Alle haben heute Chanel Nr. 5. Du hättest mich ruhig einmal überraschen können.“ Er hatte es nicht gewusst. – Da öffnet sie schon das zweite Paket. Handschuhe. Blaue Handschuhe aus Leder. „Peter, wer trägt denn heue noch blaue Handschuhe. Grün oder Lila, das wäre die richtigen Farben gewesen. Wie kannst du mir blaue Handschuhe schenken!“ Achtlos legt sie sie zur Seite.
„Was hast du noch?“ fragt sie. Peter hatte viele Geschenke, aber nichts fand Gnade vor ihren Augen. Die Schuhe waren nicht spitz genug, das Briefpapier zu grau, der Silberkamm zu breit, der passende Spiegel zu klein. Aber Peter ließ den Mut nicht sinken. „Das Beste kommt noch!“ sagte er und überreichte einen großen Karton. Eine echte Krokotasche kam zum Vorschein. Er musste sich verschulden, um ihr diese schicke Designertasche kaufen zu können. „Gefällt sie dir?“ – Schweigend starrte sie auf die Tasche. „Das ist ja Bauch!“ schrie sie. „Nein, das ist echtes Krokodilleder!“ sagt er. „Aber das ich Bauch vom Krokodil!“ – Wortlos packte Peter alle Geschenke wieder ein, stand auf, bewegte sich Richtung Tür. „Was willst du, Peter?“ fragte sie. „Umtauschen!“ „Alle meine Geschenke?“ „Nein. Dich“
Manchmal liegt man mit seinen Geschenken voll daneben. Ich hoffe, das ist euch Heiligabend nicht passiert. Manchmal sind Menschen aber auch einfach undankbar, haben völlig unrealistische Vorstellungen oder keinen Blick mehr dafür, wie reich sie beschenkt worden sind.
Gott hätte allen Grund, sein Volk umzutauschen. Das war die Botschaft des Propheten Jeremia. Gottes Volk war nicht nur undankbar, sondern auch untreu: Sie haben anderen Göttern geopfert, ihrer Hände Werk angebetet. Sie haben Bündnisse mit den Mächtigen dieser Welt geschlossen, anstatt sich auf Gott zu verlassen. Sie haben Gottes Wege verlassen. – Peter packt seine Geschenke wieder ein und tauscht seine Braut um. Gott aber schnürt ein neues Paket und bleibt bei seinem Volk. Ich lese Jeremia 31, 31-34 nach der Übersetzung „Hoffnung für alle“:
So spricht der Herr: „Es kommt die Zeit,. in der ich mit dem Volk Israel und dem Volk von Juda einen neuen Bund schließe. Er ist nicht mit zu vergleichen, den ich damals mit ihren Vorfahren schloß, als ich sie mit starker Hand aus Ägypten befreite. Diesen Bund haben sie gebrochen, obwohl ich doch ihr Herr war.
Der neue Bund mit dem Volk Israel wird ganz anders aussehen. Ich schreibe mein Gesetz in ihr Herz; es soll ihr ganzes Denken und Handeln bestimmen. Ich werde ihr Gott sein, und sie werden mein Volk sein! Niemand muß dann den anderen noch belehren, keiner braucht seinem Bruder mehr zu sagen: Erkenne doch den Herrn! Denn alle, vom Kleinsten bis zum Größten, werden erkennen, wer ich bin. Ich vergebe ihnen ihre Schuld und denke nicht mehr an ihre Sünden. Mein Wort gilt!“
Jeremia wirkte in Juda von etwa 620 – 580 vor Christi Geburt. Juda mit der Hauptstadt Jerusalem hieß das Südreich von Israel. Das Nordreich, Israel mit der Hauptstadt Samaria, war schon mehr als 100 Jahre vor ihm ausgelöscht worden. Die Assyrer hatten es erobert. Der frühe Jeremia zeigt Juda eine tief gelbe Karte. Letzte Verwarnung. „Kehrt um. Bessert eure Leben, “ predigt Jeremia. „Dann wird Gott weiter bei euch wohnen!“ (vgl. 7,3) „Ihr habt doch gesehen, wie es Israel ging, eurer Schwester im Norden. Es war Gottes Strafe, dass sie besiegt und verschleppt wurden! Warum macht ihr die gleichen Fehler? Habt ihr denn nichts gelernt?“
Manchmal hilft es nichts, zu sehen, wie bei anderen das Leben zerstört wird. Man sieht andere scheitern und man macht dieselben Fehler. „Mir wird das schon nicht passieren!“ tröstet man sich. Jeremia warnt im Namen ihres Gottes: „Ihr seid mein Volk. Ich habe euch erwählt. Wollt ihr euch auch aus meinen Händen winden? Kehrt um zu mir. Erkennt eure Sünden. Hört auf mit eurem gottlosen Leben. Ich will nicht zornig auf euch blicken.“ (vgl. Jer 3, 7-13)
Jeremias Mahnungen bringen nichts. Über die Hälfte seiner 40-jährigen Wirkungszeit predigt er und muss erleben, dass das Volk in seinem Herzen nicht umkehrt. Jerusalem und seine Menschen wiegen sich in Sicherheit: „Wir sind sein Volk! Schafe seiner Weide. Wir sind erwählt. Gott wird uns schonen. Er wird sich selbst schon nicht so ernst nehmen!“ Dann fällt Jerusalem. Die Babylonier zerstören die Mauer und den Tempel. Alles wird ihnen genommen. Der (GAU) der größte anzunehmende Unfall wird jetzt auch wahr in ihrem Leben. Alles, was Rang und Namen hat wird nach Babylon verschleppt.
Gott hätte allen Grund, sein Volk umzutauschen. Aber er tut es nicht. „Es kommt eine Zeit, in der ich mit dem Volk Israel und dem Volk von Juda einen neuen Bund schließen werde.“ prophezeit Jeremia. Gott schnürt ein neues Paket. Das hat damals Anfang des 6. Jahrhunderts nicht zum Frieden geführt. Die Strafe Gottes war nicht aufgehoben! Jerusalem ist wirklich gefallen. Menschen wurden wirklich verschleppt. Sie haben ihre Heimat wirklich verloren.
Gott zieht ganz oft die Notbremse, wenn wir von ihm weglaufen! Wenn wir unsere Sünden verharmlosen. Vielleicht einen hohen Alkoholkonsum oder was es auch immer ist nicht einschränken und meinen „Bei mir wird es schon gutgehen.“ Wenn wir Bündnisse mit den Mächten und Werten dieser Welt eingehen und denken „Gott wird sich selbst schon nicht so ernst nehmen.“ Gott zieht oft die Notbremse in unserem Leben. Aber manchmal tut er es auch nicht. Da müssen wir auslöffeln, erleiden, was wir uns eingebrockt haben. Jerusalem und seinen Einwohnern ging es damals so.
Gott gibt ihnen durch Jeremia das Versprechen, dass diese schwere Zeit nicht das Letzte sein wird. Aber sie müssen da trotzdem durch. Es gibt kein schnelles Happy End. Die Geschichte Israels ist auch eine Warnung an uns. Nimm dein eigenes Handeln ernst. Gottes Gnade wirst du nicht verlieren. Er hält an dir fest. Und dennoch kann es sein, dass du die Konsequenzen deines Handelns hier noch tragen musst, wenn du nicht umkehrst. „Es kommt die Zeit, in der ich mit dem Volk Israel und dem Volk von Juda einen neuen Bund schließe.“ Das ist in der schweren Zeit, die das Volk jetzt durchmachen muss, zunächst einmal eine Verheißung für die Zukunft.
Einen neuen Bund verspricht Gott. Was ist das, ein Bund? Ein Bund ist ein Vertrag. Aber kein Vertrag mit gleichen Partnern. Einen Bund nennt man es, wenn ein Mächtiger Schwächeren Schutz und Lebensraum gibt. Ein König, ein Fürst, ein Herrscher erlaubt anderen, sich auf seinem Land niederzulassen, auf seinem Land pflügen, sähen und ernten zu dürfen. Und verspricht, ihn zu schützen. Als Gegenleistung gibt es Bundesverpflichtungen für die, die so ihr Leben geschenkt bekommen. Bundesregeln und vielleicht ein Bundeszeichen.
Im Noahbund zeigt sich Gott als der rettende Gott. Der Regenbogen ist das Zeichen dieses Bundes. Gott rettet Noah und seine Familie aus einer gottlosen Welt. Jetzt sollen sie leben als sein Volk, als seine Menschen unter seiner Herrschaft. Das geht nicht lange gut.
Mit Abraham schließt Gott einen Bund. Gott zeigt sich als der rufende Gott. Abraham soll Land bekommen und ein großes Volk werden. Dazu aber soll Abraham sein Volk und Land verlassen. Er soll aufbrechen. Bekanntes aufgeben. Gott ganz vertrauen. Die Beschneidung ist das Zeichen dieses Bundes. Aber das geht nicht lange gut.
Über Mose hat Gott einen weiteren Bund mit Israel geschlossen. Gott hat sie aus Ägypten befreit. Gott hat ihnen neues Leben ermöglicht. Gott hat sie durch die Wüste geführt und wunderbar versorgt. Gott hat ihnen neues Land gegeben. Die zehn Gebote sind die Bundesregel dieses Bundes. Alles steht und fällt mit dem ersten Gebot: „Ihr sollt keine anderen Götter neben mir haben“.
Jeremia sagt es frei heraus: Diesen Bund habt ihr gebrochen. Daran habt ihr euch nicht gehalten. Obwohl ich euer Herr war. Obwohl ihr auf meinem Land unter meinem Schutz gelebt hat. Gott aber packt seine Geschenke nicht wieder ein und tauscht sein Volk um. Gott schnürt ein neues Paket. Er verspricht ihnen einen neuen Bund. Der aber soll nicht einfach ein weiterer Bund sein. Den neuen Bund wird man mit den alten nicht vergleichen können.
Der Bund mit Abraham und mit Mose, das ist der alte Bund. Der hat seine Wirksamkeit verloren. (Hebr 8, 13) Das Herz der Menschen war das Problem. Die Menschen wollten Gott nicht in ihrem Herzen haben. Unter Druck, weil sie Gott fürchteten, weil sie nicht bestraft werden wollten und sich einen Vorteil ausgerechnet haben, darum haben sie vielleicht versucht, Gottes Gebote zu befolgen. Das soll anders werden.
Sie bekommen ein neues Herz. Die Sehnsucht nach Gott wird darin liegen. Nicht weil sie es müssen, sondern weil sie es wollen, werden sie Gott suchen, ihn lieben, nach seinem Willen fragen und ihn tun. Das wird der Heilige Geist in ihnen wirken. Das wissen wir von Hesekiel, der sagt, dass die Menschen im neuen Bund ein neues Herz und einen neuen Geist bekommen werden. (Hes 36,26) Der neue Bund ist ein Bund des Heiligen Geistes. (2. Kor 3) Gewollt vom Vater. Erkauft vom Sohn. Erfüllt aber durch den Heiligen Geist.
„Ich werde ihr Gott sein und sie werden mein Volk sein!“ Das ist die alte Bundesformel. (3. Mose 26,12; Hes 34, 27-28) Das ist Gottes Wille, Gottes Sehnsucht von Anfang an. Nicht einzelne Menschen, die herausragen. Nicht einzelne Geistbegabte, die stellvertretend Gottes willen tun. Könige, Priester, Propheten vielleicht zu denen man hochsieht. Sondern ein Volk, an dem er sich zeigen kann, das so miteinander lebt, wie es seinem Willen entspricht.
„Ich bin heilig und ihr sollt auch heilig sein!“ Das ist der zweite Satz, der zu dieser alten Bundesformel gehört. Die Innenseite. Das Wesen des neuen Volkes des neuen Bundes. Gott will ein heiliges Volk haben, Menschen in denen er sich zeigen kann, durch die er in diese Welt hinein leuchten kann.
Gott hat sein Testament neu gemacht. Die Initiative ging alleine, nur, von Gott aus. Es gibt ein neues Testament, einen neuen Bund. Diesen neuen Bund hat Gott in seinem Sohn gestiftet. Er ist der Mittler des viel besseren Bundes. (Hebr 8, 6) Das ist der Christusbund, erlebt und erfüllt durch den Geist.
Was zeichnet diesen neuen Bund aus?
(1) Jede und jeder hat eine eigene ganz persönliche Beziehung zu Gott. Niemand braucht mehr einen Priester, der ihn vor Gott vertritt. Jeder hat freien Zugang zu Vater.
(2) Im neuen Bund bekommen alle den Heiligen Geist. Er wird über alle ausgegossen. Gott wohnt in jedem von uns. In jedem, der dieses neue Leben im Glauben betritt, der Jesus als seinen Herrn annimmt, in diesen Bund eintritt. Gott legt die Sehnsucht nach ihm in seine Kinder. Die Quelle und die Kraft, Gottes Willen zu tun.
Paulus schreibt den Korinthern, dass Gott selbst sie fähig gemacht hat, Diener des neuen Bundes zu sein. Nicht eines Bundes aus Buchstaben, sondern des Bundes des Geistes. Denn der Buchstabe tötet, aber der Geist macht lebendig. (2. Kor 3,6) Paulus traut es dem Heiligen Geist in uns zu und der Liebe Gottes, die durch ihn in uns ausgegossen ist, dass wir die richtigen Entscheidungen treffen, dass wir in der Erkenntnis und der Nachfolge wachsen. Der Geist führt in alle Wahrheit, hat auch Jesus gesagt (Joh 16,13).
(3) Gott ändert seinen Willen nicht. Er will ein heiliges Volk. Er schraubt seinen Maßstab nicht herunter. Aber der Weg ist ein anderer. Er geht den Weg der Gnade, der Liebe und der Versöhnung, der Geduld um an sein Ziel zu kommen.
Martin Luther hat gesagt: „Gott bekehrt Menschen durch den Anblick seiner Güte. Allein so ist ein Mensch wahrhaft zu bekehren, nämlich durch Liebe und Güte!“ (Vorlesung aus dem Römerbrief 1516/1517) Es ist nicht unsere Aufgabe, andere zu beurteilen, sie ihrer Fehler und Sünden zu überführen. Es ist unsere Aufgabe, sie zu lieben und ihnen Gottes Güte zu zeigen. Das andere dürfen wir dem Heiligen Geist überlassen. Wir brauchen und sollen ihre Splitter nicht aus ihren Augen ziehen, sondern die Balken in den unseren erkennen.
(4) Eine Konsequenz für das Miteinander im neuen Bund nennt Jesaja noch. Wenn alle den Heiligen Geist haben, wenn Gott selbst an jedem einzelnen arbeitet, wenn alle Kinder Gottes sind, die mit Jesus vertrauen, dann hat das noch eine Konsequenz: „Niemand muss dann den anderen noch belehren, keiner braucht seinem Bruder mehr zu sagen: Erkenne doch den Herrn!“ Wir müssen einander nicht erziehen.
Wir können einander nicht beurteilen. Wir sehen nur die Oberfläche. Nicht woher der Menschen kommt. Nicht wohin Gott ihn noch führen will. Keiner ist mehr Lehrer über den anderen. Man kann reden, überzeugen, diskutieren, ja, aber niemand kann zu einem anderen sagen: „Da ist Gott. Da ist er nicht. So wirkt Gott. Das will Gott. Von Dir. Das will er nicht. …“ Keiner ist mehr des anderen Herr. Niemand steht zwischen einem Menschen, der sich Gott zuwendet, und Gott.
Gott tauscht uns nicht um. Vielleicht sind wir ihm auch weg gelaufen. Vielleicht haben wir nicht mehr gesehen, wie reich wir beschenkt sind, und haben nur noch gemeckert. Gott tauscht uns nicht um. Einen neuen Bund gibt es nicht noch einmal. Es gibt keinen noch neueren Bund. Gott hat zuletzt und endgültig durch seinen Sohn geredet. (Hebr 1,1f) Aber wir können umkehren und zu seinem Bund mit uns neu ja sagen. Eine Bundeserneuerung zum Jahreswechsel.
Wir können uns neu in seinen Bund verpflichten: Ein neues Jahr beginnt. Hier bin ich, Herr.
Du bist mein Gott. Gib mir deinen Geist. Ich will einer aus deinem heiligen Volk sein. Du bist heilig. Hilf mir, Herr, heilig zu leben.
Amen.
Zurück