Wer krank ist, rufe die Ältesten!
„Leidet jemand unter euch, der bete; ist jemand guten Mutes, der singe Psalmen. Ist jemand unter euch krank, der rufe die Ältesten der Gemeinde zu sich, dass sie über ihm beten und ihn salben mit Öl in dem Namen des Herrn. Und das Gebet des Glaubens wird dem Kranken helfen, und der Herr wird ihn aufrichten; und wenn er Sünden getan hat, wird ihm vergeben werden. Bekennt also einander eure Sünden und betet füreinander, dass ihr gesund werdet. Des Gerechten Gebet vermag viel, wenn es ernstlich ist.“ (Lutherübersetzung)
Liebe Gemeinde,
dass wir beten können ist ein unvorstellbarer Luxus. Ein unglaubliches Privileg. Beten ist für unseren Glauben, für unsere Beziehung zu Jesus, für unser Leben mit ihm wie das Atemholen für unseren Körper. Wir dürfen das und wir brauchen das: Atemholen und Beten. Es gibt kein geistliches Leben ohne Beten. Es ist das Normalste auf der Welt für einen Christen, dass er betet, alleine für sich, zusammen mit anderen, auch füreinander, und dass er für sich von jemandem beten lässt. Jakobus ermutigt uns in dem gelesenen Abschnitt aus seinem Brief zum Gebet, wenn es uns schlecht geht, wenn es und gut geht und wenn wir krank sind.
- Leidet jemand, der bete.
Das dürfte uns am Vertrautesten sein. An vielen Stellen der Bibel gibt es diese Aufforderung. „Rufe mich an in der Not, dann will ich dich erretten und du sollst mich preisen!“ (Ps 50,15) „Sorgt euch um nichts, sondern sagt alle eure Bitten Gott im Gebet mit Flehen und mit Danksagung.“ (Philipper 4,6) Um nur zwei ähnliche Ermutigungen zu nennen.
Leidet jemand, dann soll er beten. Das griechische Wort, das Jakobus in Vers 13 verwendet, ist ein sehr allgemeines Wort (kakopoteo). „Geht es jemandem von euch schlecht“ könnte man übersetzen. „Macht jemand von euch Schweres durch? Dann bete er!“ heißt es In der Neue Genfer Übersetzung. Alles, worunter oder wie man leiden kann, kann gemeint sein.
Da ist jemand traurig, mutlos, resigniert. Da trauert jemand oder ist einsam. Da hat einen die Grippe gepackt oder der Liebeskummer. Egal, was es ist: Wenn es dir nicht gut geht, dann bete!
Not lehrt beten, sagt man. Das ist gut, wenn es so ist. Aber das geht auch nicht automatisch. Man kann sich auch lange um sich selber drehen. Man kann lange alles selbst versuchen, jammern, sich selber leidtun, und nicht beten. Leiden und Schweres im Leben kann auch von Gott weg bringen, wenn man es nicht mit ihm teilt, mit ihm zusammen erlebt.
Not lehrt beten und wir kennen Christen, die leiden, die lange schon Schweres durchmachen, die Schmerzen kennen und die beten und die stark sind, fest sind, einen großen Glauben und eine starke Ausstrahlung haben. In Berlin kannte ich eine krebskranke Frau in einem Hospiz. Und jeder, der sie besuchte, ging ermutigt. Eine schwer kranke Frau, die auf ihr Sterben zuging, fest und geradezu fröhlich mit Jesus verbunden. Aber Leid führt nicht automatisch zu Gott. Darum rät Jakobus: „Leidet jemand, dann bete er!“ Gott hilft. Gott tröstet.
- „Ist jemand guten Mutes, der singe Psalmen!“
Wenn es dir gutgeht, vergiss das Danken nicht. Nimm es nicht als selbstverständlich, dass du gesund bist, dass du einen guten Tag erlebst. Vergiss das Danken nicht. Die größere Gefährdung für den Glauben ist es wohl, wenn es uns gut geht. Menschen hören eher auf zu beten, wenn es ihnen gut geht als im Leiden! Darum ermutigt Jakobus: „Wenn es dir gut geht, dann singe Psalmen, singe Gott zu Ehre, danke ihm, lobe ihn!“ Jesus hat einmal zehn Aussatzkranke geheilt: Nur einer kam zurück und dankte ihm. Als es ihnen schlecht ging kamen sie alle! Gesundheit, Glück, Wohlstand führen lange nicht automatisch zu Gott. Wir schreiben es uns selber gut, sind stolz auf uns. „Das haben wir uns verdient“, denken wir. Weder Leid noch Glück führen automatisch zu Gott. Beides kann zu Gott hin oder von ihm weg führen. Es hängt davon ab, ob wir es mit Gott teilen! „Leidet jemand, dann bete er!“ „Geht es einem gut, dann singe er Psalmen!“
- „Ist jemand krank, rufe er die Ältesten zu sich!“
Das klingt absolut normal. So macht man das. So soll es sein. Das ist absolut nichts Besonderes. Schließt die Tür nicht, ruf den Tischler. Ist die Brille schief, geh zum Optiker. Springen die Sicherungen raus, ruf den Elektriker. Bist du krank, ruf die Ältesten zu dir. Sie sind dazu da. Das ist absolut normal. Als Christen wissen wir uns oder wir wünschen uns in Gottes Hand. Wir freuen uns über die Möglichkeiten der Ärzte. Wir nutzen sie auch. Letzten Endes aber wissen wir uns von Gott abhängig. Er ist unser Arzt. Für Leib und Seele. Darum: „Ist jemand krank, dann rufe er die Ältesten zu sich!“ Tun wir aber nicht. Bei der Brille brauchen wir Hilfe. Bei der Tür auch. Unseren Leib und unsere Seele kriegen wir schon selbst hin, meinen wir.
Das was Jakobus hier beschreibt, ist ein Teil der Seelsorge. Dass Gott hilft, dass er heilen kann, dass auf dem Gebet von anderen Segen liegt und Gott sein Heil wie auch immer in jede Lebenssituation bringen will, das glaubten die ersten Christen. Darum ist beten und für sich beten lassen etwas ganz Normales für sie.
Ich habe ein solches Gebet der Ältesten vielleicht fünfmal in 25 Dienstjahren erlebt. Wie kommt das? Ich glaube, es gibt da eine große Unsicherheit. Auf beiden Seiten. Die Kranken sind unsicher. Sie wollen anderen die Mühe nicht machen. So schlimm ist es ja noch nicht, denken sie. Die Ältesten sind unsicher, weil sie nicht wissen, ob sie die Erwartungen erfüllen können. Insgesamt ist die Unsicherheit groß, ob wir überhaupt mit Gottes Hilfe durch seinen Geist, mit Heilungen im Namen Jesu rechnen dürfen. Immerhin erhöht es die Erwartungen von allen, wenn man gemeinsam betet. Was wenn sie enttäuscht werden? Und allen fehlt der Glaube. Gott wird nichts tun, denken wir. Oder ist es vielleicht nur eine gute Handhabung, ein guter Weg, der allen fehlt? Sind wir vielleicht nur unsicher, wie wir diese „Regel von Jakobus“ richtig befolgen sollen?
Sehen wir noch mal in den Text.
- Der Kranke soll die Ältesten zu sich holen lassen!
Er hat die Initiative. Er bleibt in der Verantwortung für sich selbst. Ebenso wie er verantwortlich ist, zum Arzt zu gehen, und kein Arzt alle seine Patienten anruft, wie es ihnen geht. Genau so ist der Kranke verantwortlich, die Ältesten zu rufen. Älteste sind keine Detektive, die herumhören und suchen, ob vielleicht jemand ihr Gebet wünscht. Wer diesen Dienst wünscht, der muss sich melden! Dennoch muss allen bekannt sein, dass es diese Möglichkeit gibt. Und auch die, die diesen Dienst tun, brauchen eine innere Sicherheit und die Idee eines Ablaufes, wie sie es tun wollen.
Jakobus benutzt hier in den Versen 14 und 15 zwei andere griechische Worte. Das eine heißt schwach sein, geschwächt sein (astheneo). Körperlich oder seelisch an eine Grenze gekommen. Es geht ihm nicht nur schlecht, sondern es geht ihm über die Kraft. „Bringt jemand seine Krankheit in Not,“ kann man übersetzen, „dann rufe er die Ältesten.“
Das andere in Vers 15 verwendete Wort ist noch einmal stärker: „Wer krank daniederliegt“ kann man übersetzen, „der wird aufgerichtet. „Das Gebet des Glaubens wird den, der krank daniederliegt, der ermattet ist, aufrichten.“ Wo die Grenze ist, darf jeder für sich entscheiden. „Wenn du einen Schnupfen hast, dann bete.“ „Wenn du wochenlang unter schwerer Grippe leidest, dann rufe die Ältesten.“ Jeder entscheidet für sich, wo er keine Tragkraft, keine Geduld mehr hat.
Vielleicht spielt das auch eine Rolle, dass Älteste nicht gerufen werden, dass selbst Menschen, die ernstlich krank sind denken: „Sterben werde ich daran ja nicht.“ Aber darum geht es hier nicht. Es sollte ein ganz normales und gerne genutztes Angebot sein, dass man Menschen aus der Gemeinde rufen kann, die für einen beten, wenn man krank ist. Wer krank ist, rufe die Ältesten. Dass er sie ruft, ist schon ein Zeichen seines Glaubens. Er hat einen Wunsch, eine Bitte an Gott.
Vielleicht bringen manche Krankenbesuche darum nicht viel, weil die Kranken gar nicht darum gebeten haben. Sie erwarten gar nichts von dem Besuch. Sie haben sich nicht überlegt, worüber sie sprechen wollen oder müssen und wofür gebetet werden soll. Wenn die Ältesten gerufen werden, ist die Situation gleich klarer: Warum sollen sie kommen? Was soll angesprochen oder ausgesprochen werden? Wofür sollen sie beten?
- Er soll die Ältesten der Gemeinde rufen!
Es ist nicht sicher, ob es damals schon so etwas wie ein Ältestenamt gab. Es ist nicht klar, ob hier sozusagen die Gemeindeleitung gemeint ist. Oder ob „Älteste“ hier wie oft im Judentum einfach heißt „die Älteren“, „die Erfahreneren“, „die Weiseren“, in der Hoffnung, dass die Ältesten selbst schon viel erlebt haben, dass Leid ihnen nicht fremd ist, dass sie selber auch schon schwere Wege gehen mussten. Im Griechischen, also im Urtext, steht hier in Komparativ: die Älteren. Es sind in jedem Fall erfahrene Christen. Es sind nicht irgendwelche Älteste! Es sind die Ältesten seiner Gemeinde. Menschen, die ihn kennen, die mehr von ihm wissen als nur jetzt seine Krankheit.
Das Gebet um Heilung oder um Gottes Heil in schwerer Zeit ist ein Teil der Seelsorge! Der ganze Mensch ist im Blick. Leib und Seele hängen zusammenhängen. Nicht einer, sondern in der Mehrzahl Älteste werden hier von einem Kranken in seine Situation gerufen. Sie kommen zu ihm. In einen ihm vertrauten Rahmen. Was hier gesprochen wird, bleibt bei den Ältesten. Was hier geschieht, passiert nicht auf der Bühne. Was hier geredet und gebetet wird, fällt unter die Schweigepflicht. Nur der Kranke könnte anderen davon erzählen.
Von Paulus wissen wir, dass es in Korinth Christen gab, die nach ihren Gebeten öfter Heilungen erlebt haben. Paulus nennt das „Gaben von Heilungen“. Das ist auch ein doppelter Plural: „Gaben von Heilungen“. Heilung, Gottes Eingreifen, sieht nicht immer gleich aus. Heilung kann auch bedeuten, dass jemand in Frieden stirbt. Es kann auch sein, dass jemand in einem Bereich geholfen wird und anderes krank bleibt. Jede einzelne Heilung ist eine eigene Gabe. Niemand hat die Gabe der Heilung in seiner Hand. Vielleicht gibt es auch jemanden, der hat es oft erlebt, dass sein Gebet anderen besonders bei seelischen Lasten hilft. Darum, weil es beim Gebet für Kranke sehr unterschiedlich zugeht, darum spricht Paulus von einem Plural „Gaben von Heilungen“.
Angenommen, es gibt Christen in einer Gemeinde, die schon einmal oder öfter eine Heilung durch Gebet erlebt haben, würde man sie sicher in das Gebetsteam hineinnehmen. Als ich Student war, habe ich Seminar zu Geistesgaben besucht. Zum Thema Heilung wurde ein Krankenhausseelsorger eingeladen: Harold Eisenblätter. Seelsorger im Albertinen-Kranken-haus. Er hatte täglich mit vielen Kranken zu tun. Aber einige Male hat er Heilungen erlebt. Und er hat erzählt, dass er dann beim Beten innerlich jedes Mal wusste, dieser soll gesund werden, dieser wird geheilt werden. Dann erst konnte er auch so beten.
Es müssen nicht zwingend die Ältesten unserer Gemeinde sein, die man zum Beten ruft. Mein jüngerer Bruder und seine Frau sind Mitglieder einer Freikirche des Mühlheimer Verbandes in Bremen. Dort gibt es ein Team, eine Gruppe von Älteren und Jüngeren. Sie sind von der Gemeinde eingesetzt für Kranke zu beten, wenn sie gerufen werden. Die Formen, der Weg, wie eine Gemeinde das lebt, was Jakobus hier in Erinnerung ruft, können verschieden sein. Aber jede Gemeinde sollte einen Weg finden.
Wenn man im neuen Testament nachliest, was Aufgaben der Ältesten sind, werden nur zwei Aufgaben genannt: Beten und die Schafe der Gemeinde weiden, also dafür da zu sein, dass jeder bekommt, was er zum Leben braucht. Älteste sind für Menschen da.
Was tun die Ältesten, wenn sie kommen?
- Sie werden über ihm beten und ihn salben mit Öl im Namen des Herrn!
Die Formulierung, dass sie über ihm beten werden, kann ein Hinweis darauf sein, dass sie ihm die Hände auflegten. Es wird nicht ausdrücklich gesagt, aber wir können wohl von dieser Praxis ausgehen. Das erwähnte Öl ist kein Wundermittel, kein besonders geweihtes Öl. Es ist ganz normales Öl. Eher ein wohlriechendes Öl als ein Speiseöl. Der Kranke soll etwas fühlen. Er wird berührt. Das soll eine Wohltat sein.
Und das Öl ist ein Hinweis, von wem die Heilung erwartet wird: Von dem Gesalbten, von Christus! Die Beter, die Ältesten, weisen damit von sich selbst weg auf Christus. In seinem Namen, in seinem Auftrag und in seiner Vollmacht wird gesalbt und gebetet. Nicht das Öl heilt, sondern Christus. Das Öl ist ein Zeichen, kein Medikament. Von alters her wird im Namen des Herrn gesalbt, indem man mit dem Öl ein Kreuz auf die Stirn macht und sagt: „Ich segne dich im Namen des Herrn Jesus Christus!“ Nach anderen Traditionen werden Stirn und Hände gesalbt, also mit einem Finger mit Öl berührt.
Was Inhalt des Gebetes ist, lässt Jakobus offen. Das muss die Situation zeigen, das ergibt sich aus dem Gespräch und aus den Bitten des Kranken. In der Regel werden sich die Beter mit den Bitten des Kranken eins machen: Wenn jemand sagt „ich möchte heimgehen“, beten sie nicht für ein langes Leben. Wenn jemand vielleicht nach einem Unfall oder während eines Krankenhausaufenthaltes sagt, „Ich möchte so gerne weiter in meiner Wohnung leben können“, dann wissen die Beter, wofür sie zu beten haben.
- Das Gebet des Glaubens wird dem Kranken helfen, der Herr wird ihn aufrichten.
Wie Gott dem Menschen hilft, das bleibt in seiner Freiheit! Das Wort, das Luther mit helfen übersetzt hat, kann auch retten oder heilen übersetzt werden (sozo). Es hat den gleichen Wortstamm wie Heiland oder Retter. (sotär) Das Gebet des Glaubens wird ihn retten kann man ebenso übersetzen wie es wird ihm helfen. Das Wort, das Luther mit aufrichten übersetzt hat, ist auch ein sehr allgemeines Wort. Der Herr wird ihn aufrichten kann bedeuten, dass jemand neue Kraft bekommt, dass jemand Christus in seinem Leben wieder sehen kann, dass jemand Frieden bekommt, in seinem Leiden wieder froh und mit Hoffnung leben kann, dass jemand wieder aufstehen kann.
Das griechische Wort, das hier für Aufrichten steht, wird auch für die Auferweckung von den Toten benutzt. Auch das kann sein: Dass jemand nach dem Gebet der Ältesten in der Lage ist, in Frieden zu sterben! Dass er die Herrlichkeit sieht, die auf ihn wartet.
Es geht beim Ältestengebet nicht immer um eine Heilung, aber es geht immer darum, dass das Heil Gottes in Situationen von kranken Menschen kommt.
- Das Gebet des Glaubens wird dem Kranken helfen.
Ich habe ein Buch von Heinrich Christian Rust gelesen, der ja im September bei uns zu Gast ist zu einer kleinen Glaubenskonferenz für unsere Gemeinde: „Heilen, Trösten, Begleiten“ heißt das Buch. Kann ich sehr empfehlen. Er weist darauf hin, dass es hier nicht um ein bestimmtes hohes Maß des Glaubens geht. Das finde ich wichtig! Es geht nicht darum, dass die Ältesten oder der Kranke richtig glauben oder stark genug glauben.
Es ist Gott, der heilt, nicht unser Glaube! Da gibt es schlimme Geschichten, wenn man dem Kranken gesagt hat, er hätte eben nicht genug Glauben oder wenn die Gruppe der Beter sich Vorwürfe machen, dass sie wohl nicht genug geglaubt haben. Den Glauben, den wir haben, schenkt uns der Heilige Geist. Wir können ihn nicht in uns produzieren. Wir können uns entscheiden, Gott zu vertrauen, aber wir haben nur den Glauben, den er uns schenkt. Der Heilige Geist sieht unser Herz. Er sieht unsere Zweifel, Ängste, Unsicherheiten. „Ich glaube, hilf meinem Unglauben!“ (Markus 9,24) Das ist die Jahreslosung für 2020 und das wird wohl auch unser Gebet sein, wenn wir für Kranke beten.
Wir brauchen Gott nichts vormachen. Wir können ihn nicht täuschen und so tun, als wäre nur Vertrauen in uns. Aber den Glauben, den wir haben, mit dem können wir ihm vertrauen, den können wir ihm bringen. Wir bringen Gott so viel Vertrauen wie möglich entgegen. Aber wir bleiben echt dabei. Und wenn es gerade nur ein kleiner Glaube ist, dann ist es ein kleiner Glaube. Wie Gott dem Menschen hilft, wie er ihn aufrichtet, das bleibt in seiner Freiheit! Und:
- Wenn er Sünden getan hat, wird ihm vergeben werden.
Das ist eine Option, eine Möglichkeit. Das ist keine allgemeine Aussage über einen Zusammenhang von Schuld und Krankheit. Aber es ist möglich, dass der Kranke gesündigt hat,
vor seiner Krankheit oder auch in seiner Krankheit. Vielleicht ist der Kranke voller Groll, voller Vorwürfe gegen andere, im Einzelfall kann es auch mal sein, dass jemand durch eigene Schuld krank geworden ist. Vielleicht eine Sucht, ein leichtsinniger Lebensstil. Vielleicht hat der Kranke selbst Schuldgefühle, dass er auf sich nicht genügend geachtet hat.
Die Frage nach einer Schuld oder Sünde muss auch gar nicht gestellt werden in solch einem Gespräch. Aber sie ist als eine Option mit im Blick. Beim Gebet der Ältesten oder eines Teams von erfahrenen Christen ist der ganze Menschen im Blick und natürlich auch seine Gottesbeziehung. Also: Falls er gesündigt hat und das mit zum Thema wird und über ihm gebetet wird, dann wird ihm vergeben werden. Das dürfen ihm die Beter zusprechen.
Dass wir beten können ist ein unvorstellbarer Luxus. Ein unglaubliches Privileg. Beten ist für unseren Glauben, für unsere Beziehung zu Jesus, für unser Leben mit ihm wie das Atemholen für unseren Körper. Wir dürfen das und wir brauchen das. Atemholen und Beten. Sonst gehen wir ein! Es ist das Normalste auf der Welt für einen Christen, dass er betet, alleine für sich, zusammen mit anderen, auch füreinander, und dass er für sich von jemandem beten lässt.
Jakobus ermutigt uns zum Gebet, wenn es uns schlecht geht, wenn es und gut geht und
wenn wir krank sind für uns beten zu lassen. Jetzt weißt du, was du zu tu hast: Geht es dir nicht gut, dann bete. Geht es dir gut, dann danke Gott und singe Psalmen. Bist du krank und es geht dir über die Kraft, dann rufe die Ältesten. Sie sind dafür da. Amen
Möglicher Ablauf eines Krankengebets
(nach Wimber, Rust und Giebel)
- Interview, Eingangsgespräch
- Diagnose,
Erforschung, Feststellung, Einschätzung der Gesamtsituation.
Was spielt alles eine Rolle? Körperlich, sozial, psychisch, geistlich? Wo ist der Kern des Leidens? Was ist der Wunsch, das Gebet des Kranken? - Entscheidung über die Gebetsart
Fürbitte, Segnung, Heilungsgebet? Zuspruch der Vergebung?
Ist eine Handauflegung gewünscht? Das Berühren eines erkrankten Körperteils? Eine Salbung im Namen Jesu?
Die Form des Gebets wird mit dem Kranken abgestimmt. Die Beter sagen, wie und wofür sie beten wollen. Der Kranke stimmt zu.
- Das Krankengebet
Beginn mit der Bitte um den Heiligen Geist. Er erforscht unsere Herzen. Er sieht unseren Glauben und unser Zweifeln. Er vertritt uns im Gebet.
Der Kranke wird auch zu einem eigenen Gebet ermutigt.
- Abschluss mit Ausblick
Der Kranke wird gefragt, wie es ihm geht. Vielleicht wird ein weiteres Treffen oder eine Nachfrage per Telefon in den nächsten Tagen verabredet. Am Ende wird der Kranke unter Gottes Schutz und Segen gestellt.
(Der Hinweis, Medikamente weiter zu nehmen, kann wichtig sein. Auch die Möglichkeiten der Ärzte und medizinische Hilfen sind Gaben Gottes.)
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