Wie lebt man Advent?

Liebe Gemeinde,

mit den Teens im Gemeindeunterricht haben wir über Advent gesprochen. Advent heißt Ankunft. Adventszeit ist Ankunftszeit. Die Zeit, die man am Bahnhof steht, bis der Zug kommt, oder die ganze Zeit, in der man sich für eine Reise vorbereitet, das ist Adventszeit. Da kommt etwas und man bereitet sich darauf vor. Das ist Adventszeit. Zum Beispiel, dass man pünktlich  und  fertig  am richtigen Gleis steht,  wenn der Zug kommt.

Im GU haben wir eine Schwangerschaft als Beispiel genommen. Stellt euch ein Paar vor, dass ein Kind erwartet: Was macht man dann? Wie lebt man? Was muss man vorbereiten? Das Paar lebt voller Erwartung und Vorfreude. Ein Mädchen aus dem GU meinte, dass sie einen Vorbereitungskurs besuchen würden. Wie hält man ein Baby? Wie windelt und wäscht man ein Baby? Windeln und Wäsche werden vorher gekauft. Alle Eltern tun das. Vielleicht wird ein Kinderzimmer eingerichtet. Vielleicht muss das Paar sogar eine neue Wohnung suchen. Sie müssen überlegen wer von beiden wann wie lange Elternzeit nimmt.

Auf jeden Fall wird klar: Schwangerschaft ist eine Adventszeit. Da kommt etwas ganz sicher auf einen zu und man bereitet sich darauf vor. Man stellt sich darauf ein. Wie aber leben wir Christen die Zeit, bis Jesus wiederkommt? Wie sollen wir ihn empfangen? Was ist da für uns zu bedenken? Was macht das mit unserem Leben, dass wir einmal vor Jesus stehen? Falls wir das überhaupt glauben.

Viele Menschen glauben nicht an Jesus. Dass er gelebt hat, Jude war, von den Römern gekreuzigt wurde, das kann heute keiner mehr bezweifeln. Die Geister scheiden sich an der Frage, ob er auferstanden ist, ob er lebt und ob er der wiederkommende Herr ist. Dass Jesus als der Herr wiederkommt, das glauben viele nicht. Darum leben sie anders. Alle Menschen leben in der Adventszeit, in der Zeit zwischen Jesu erstem und zweitem Kommen auf die Erde. Es gibt Menschen, die wissen das und sie leben dementsprechend. Und es gibt Menschen, die glauben das nicht und leben dementsprechend.

Bei Jesu Himmelfahrt sagten die Engel den Jüngern: „So wie er jetzt in den Himmel aufgenommen wurde, so wird er wiederkommen!“ (Apg 1,11) Jesus hatte seinen Jüngern gesagt:  „Wenn ich hingehe, euch die Stätte zu bereiten, will ich wieder kommen und euch zu mir nehmen, damit ihr seid, wo ich bin.“ (Joh 14) „Wie der Blitz vom Osten ausgeht und bis zum Westen leuchtet, so wird auch das Kommen des Menschensohns sein.“ sagte Jesus von seinem zweiten Kommen. (Matthäus 24, 27)

Alle Welt wird ihn sehen. Plötzlich (Luk 21, 34-35). Wie durch einen Blitz. Alle Knie werden sich beugen. Weil sie ihn erkennen! Alles, was Menschen getan haben, Gutes und Böses, wird dann sichtbar werden und es wird von Gott beurteilt werden. (Phil 2,10; Röm 14, 10-12; 1. Kor 3, 12-15; 2. Kor 5,10) Alles Leid wird ein Ende haben. Gottes Reich wird aufgebaut. Alle Tränen werden aufhören. Und der Tod wird nicht mehr sein. (Off 21,4) Da kommt was auf uns zu!

Und Jesus fordert, er warnt, er mahnt, dass man diese Wartezeit auf ihn bewusst leben soll. Die Menschen, die ihm glauben, sollen wach sein, jederzeit mit ihm rechnen, immer bereit sein. (Mat 24,42-44; 26,41; Mark 13,34; Luk 12,35; Luk 21,36; 1 Thes 5,6; 1. Petr 5,8) „Hütet euch“ sagt Jesus, „Hütet euch, dass eure Herzen nicht beschwert sind mit Essen und Trinken und täglichen Sorgen. (…) Seid allezeit wach und betet, dass ihr stark seid, dem allen zu entfliehen, was geschehen soll, und zu stehen vor dem Menschensohn.“ (Lukas 21, 34-36)

Ich weiß nicht, wie viele Menschen mit dem ersten Kommen Jesu gerechnet haben. Dass Gott einen Erlöser, einen Messias senden würde, das haben viele Juden geglaubt. Aber sie haben es nicht „mit ihrem Leben geglaubt“. Es hat dafür, wie sie leben, keine Rolle gespielt. Das zumindest ist die Botschaft von Johannes dem Täufer, der das Kommen des Messias ankündigt.

Ich lese Lukas 3, 1-11

1 Es war im fünfzehnten Jahr der Regierung des Kaisers Tiberius; Pontius Pilatus war Gouverneur von Judäa, Herodes regierte als Tetrarch in Galiläa, sein Bruder Philippus in Ituräa und Trachonitis, Lysanias in Abilene; 2 Hohepriester waren Hannas und Kajafas. Da bekam Johannes, der Sohn des Zacharias, in der Wüste von Gott seinen Auftrag. 3 Er durchzog die ganze Jordangegend und rief die Menschen dazu auf, umzukehren und sich taufen zu lassen, um Vergebung der Sünden zu empfangen. 4 So erfüllte sich, was im Buch des Propheten Jesaja steht: »Hört, eine Stimme ruft in der Wüste: ›Bereitet dem Herrn den Weg! Ebnet seine Pfade!‹ 5 Jedes Tal soll aufgefüllt und jeder Berg und jeder Hügel abgetragen werden. Krumme Wege müssen begradigt und holprige eben gemacht werden. 6 Und die ganze Welt soll das Heil sehen, das von Gott kommt.«
7 Die Menschen kamen in großer Zahl zu Johannes, um sich von ihm taufen zu lassen. Doch er sagte zu ihnen: »Ihr Schlangenbrut! Wer hat euch auf den Gedanken gebracht, ihr könntet dem kommenden Gericht entgehen? 8 Bringt Früchte, die zeigen, dass es euch mit der Umkehr ernst ist, und denkt nicht im Stillen: ›Wir haben ja Abraham zum Vater!‹ Ich sage euch: Gott kann Abraham aus diesen Steinen hier Kinder erwecken. 9 Die Axt ist schon an die Wurzel der Bäume gelegt, und jeder Baum, der keine guten Früchte bringt, wird umgehauen und ins Feuer geworfen.« 10 Da fragten ihn die Leute: »Was sollen wir denn tun?« 11 Johannes gab ihnen zur Antwort: »Wer zwei Hemden hat, soll dem eins geben, der keines hat. Und wer etwas zu essen hat, soll es mit dem teilen, der nichts hat.«

Adventszeit ist die Zeit, in der Christen in der Erwartung leben, dass Jesus wiederkommt. Wie lebt man in dieser Zeit? Was kann man an Johannes dem Täufer sehen? Wie hat er die Zeit vor der Ankunft Jesu gelebt?

  1. Man findet eine alternative Lebensweise

Johannes war nicht einfach ein Prediger, Evangelist oder Prophet mit dem, was er sagte. Nie hätten Worte allein diese Wirkung gehabt, dass Tausende zu ihm in die Wüste gekommen sind. Seine Stärke, seine Attraktion, war sein Leben. Er lebte anders. Bei ihm sah man sofort: Er glaubt, was er sagt. Sein ganzes Leben ist dadurch bestimmt, dass er glaubt und predigt, dass der Messias kommen wird.

Johannes gehört nicht zu denen, die singen „Der König kommt“, „Krönt Jesus, der da kommt“, die aber ganz genau so leben wie alle anderen. Als hätten sie eine Reise vor sich und fangen nicht an zu packen.

Die Juden damals haben geglaubt, dass Gott seinen Erlöser und Richter schicken wird. Aber ihr Leben haben sie danach nicht ausgerichtet. Das war ihr Problem. Das aber ist die einzige angemessene Form, die einzige rechte Weise Advent zu feiern, die Zeit zu leben, bis Jesus wiederkommt: Anders leben! Alternativ heißt übersetzt neu geboren. Also: Neu geboren leben. Das erwartet Gott von den Menschen, die an Jesus glauben als den, der wiederkommt. Wer weiß, dass Jesus der Herr ist und dass es wiederkommt, der lebt anders, oder er glaubt es nicht wirklich.

Was für Menschen fallen uns ein, bei denen wir den Eindruck haben: Sie haben andere Werte im Leben. Sie leben anders. An ihrem Leben ist etwas zu sehen von ihrem Glauben? An wen denken sie dabei? Ich dachte an Christen, die sich für einen einfachen Lebensstil entschieden haben. Auf ihr Auto verzichtet haben. Ihr großes Haus aufgegeben haben und viel Geld gespendet. Menschen, die ihren Glauben bekennen, die erzählen, was Jesus ihnen bedeutet.

Ich habe an Familien gedacht, in denen er oder sie im Wechsel nur eine halbe Stelle gearbeitet haben, weil ihnen die Zeit für Familie und Gemeinde, für ihr ehrenamtliches Engagement wichtiger war als berufliche Karriere. Eine Lehrerin und ein Sozialarbeiter. Engagierte Christen. Und sie leben solange ich sie kenne du bis heute in einer kleinen Mietwohnung in Berlin.

Andere fallen mir ein, die ständig eine offene Wohnung oder ein offenes Haus hatten, wo meist junge Menschen mitlebten. Eine alte Christin in Berlin nahm eine junge Frau bei sich auf, die ungewollt schwanger geworden war. Später dann eine andere Frau mit Kind in einer Ehekrise. Dann ein Studenten, der kein Zimmer fand: Bei dieser Frau konnten sie unterkommen.

Ich will keine weiteren Beispiele bringen. Wisst ihr was Johannes denen gesagt hat, die Buße getan haben, die wissen wollten, was sie tun sollten? »Wer zwei Hemden hat, soll dem eins geben, der keines hat. Und wer etwas zu essen hat, soll es mit dem teilen, der nichts hat.«

Das erinnert mich an Jesus. Er hat ein Gleichnis erzählt und gesagt, wenn er wiederkommt, dann würde er die ganze Menschheit trennen. Die einen zur Linken, die anderen zur Rechten. Die geteilt haben, was sie hatten, und sich um Menschen in Not gekümmert haben, die werden zu ihm gehören. Und andere werden sagen: „Herr, Herr! Wir haben an dich geglaubt. Wir wussten, dass du wiederkommst.“ Vielleicht ergänzen sie noch: „Wir haben gebetet, dich gelobt, wir hatten prophetische Eindrücke, wir waren täglich im Tempel.“ Aber sie haben Menschen in Not nicht beigestanden. Sie haben nicht geteilt. Und Jesus wird ihnen sagen, „Ich habe euch nie gekannt!“

Johannes sagt: „Wenn ihr zwei Hemden habt, dann gebt eins ab. Wenn ihr zu essen habt, gebt denen, die keins haben.“ Was bedeutet das heute für uns? Was bedeutet das für mich und dich, alternativ zu leben? Darum möchte ich keine weiteren Beispiele nennen, weil ich glaube, dass das für jeden anders aussehen kann.

Wer ist der Herr in deinem Herzen, da wo entschieden wird, wie die lebst? Wo zeigt es sich, dass dein Zuhause nicht hier auf der Erde sondern bei Gott ist? Woran sehen Menschen in meinem und deinem Leben, dass wir andere Werte haben, dass wir unsere 60, 70, 80 Jahre nicht nur für uns und unser Leben hier investieren?

In der Adventszeit zu leben, heiß zweitens:

  1. Man lebt aus dem Hören!

Die Wüste ist nicht nur eine Ortangabe. In der Wüste hört man Gott. In der Wüste redet Gott. Eine Alternative wäre ein einsamer Berg ganz oben, alleine. Besonders mit der Wüste aber wurden besondere Gotteserfahrungen verbunden. Die Wüste kann man vergleichen mit Klöstern. Wer in ein Kloster geht, der will mal raus, der will Gott finden und bei Gott sich selber finden. Wer in die Wüste geht, will Gott hören. „Da bekam Johannes in der Wüste von Gott seinen Auftrag!“ schreibt Lukas. Nicht alle Menschen haben diesen Auftrag. Aber er hat ihn von Gott bekommen, als er in die Wüste ging, um zu hören.

Im Kirchenjahr gibt es zwei klassische Fastenzeiten. Das ist die Passionszeit, also die Zeit vor Ostern, und die Adventszeit. Im Advent zu leben heißt verzichten und hinzuhören.

  1. Adventszeit ist Zeit der Umkehr   

Adventszeit ist die Zeit für Entscheidungen. Johannes redet streng zu seiner Wüstengemeinde. „Kehrt um oder ihr kommt um!“ kann man es zuspitzen. „Ihr Schlangenbrut!“ spricht er seine Gemeinde an. Die Schlange steht für den Versucher, für den Bösen. Johannes hätte auch sagen können „Ihr Kinder des Teufels“. Dem Teufel seid ihr auf den Leim gegangen. Ihm dient ihr. Er reitet euch. Wie Adam im Paradies habt ihr seine Lügen geglaubt! „Nimm doch diesen Apfel und dein Leben wird köstlich sein!“

„Wir sind Kinder Abrahams!“ entgegnen seine Hörer. „Wir sind nicht irgendwer. Wir sind Erben der Verheißung. Wir haben Gott auf unserer Seite. Wie könnten wir Kinder des Teufels sein?“ Johannes nimmt ihre Gegenrede vorweg: „Sagt nicht‚ wir sind Kinder Abrahams‘! Gott kann sich aus diesen Steinen neue Kinder schaffen!“ „Bringt Früchte, die zeigen, dass ihr es ernst meint!“ „Geht los, fangt an, hört auf, je nachdem, aber zeigt, dass Gott euer Herr ist.“ „Die Axt ist schon an die Wurzel der Bäume gelegt!“ sagt Johannes.  „Jeder Baum, der keine Früchte bringt, wird abgehauen!“ „Warum denkt ihr, dass ihr Gottes Gericht entkommen werdet!“

Bringt euer Leben mit eurem Glauben in Deckung. Tut, was ihr schon wisst, was ihr schon gehört habt. Dass ihr es nicht tut, zeigt, dass ihr nicht glaubt. Ihr gehorcht nicht, ihr könnt nicht loslassen, ihr fangt nicht an, anders zu leben, weil ihr kein Vertrauen habt. Advent ist Entscheidungszeit. Advent ist Zeit, sich taufen zu lassen.

Das Erstaunliche ist ja, dass die Menschen kommen. Zu hunderten. Sie wissen, dass ihr Leben nicht in Ordnung ist, dass sie leben, als würde es Gott nicht geben. Sie scheinen geradezu dankbar zu sein, dass es ihnen mal jemand offen sagt. So geht es nicht weiter. Bevor du die Wüste wieder verlässt, überleg dir, wie du weiter leben willst!

Johannes redet absolut streng und die Menschen merken: Er hat recht! Und sie treffen Entscheidungen! Johannes zitiert den Propheten Jesaja: »Hört, eine Stimme ruft in der Wüste:  ›Bereitet dem Herrn den Weg! Ebnet seine Pfade!‹ 5 Jedes Tal soll aufgefüllt und jeder Berg und jeder Hügel abgetragen werden. Krumme Wege müssen begradigt und holprige eben gemacht werden. 6 Und die ganze Welt soll das Heil sehen, das von Gott kommt.«

Wir leben alle in der Adventszeit. Einige wissen das und leben entsprechend. Andere glauben das nicht und leben dementsprechend. Der Herr kommt nicht nur, wenn wir ihm den Weg bereiten. Er kommt auf jeden Fall. Wir brauchen und können nichts dazutun, dass er kommt, aber wir sollen und können jetzt schon tun, was er dann tun wird: Die ganze Welt soll das Heil sehen, das von Gott kommt!

Amen.

 

 

 

 

 

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